Montag, 17. August 2009

Zum 14. Geburtstag von Manuel Fischer


Eine nicht enden wollende behördliche und juristische Auseinandersetzung verhindert, dass Manuel, der heute seinen 14. Geburtstag feiert, in Sicherheit und Ruhe in seiner Familie in Deutschland leben und lernen kann. Während andere Jugendliche mit derselben Diagnose, Asperger-Autismus, in Absprache mit den Ämtern z. B. über Fernschule lernen dürfen, wollen die Behörden in Manuels bayerischer Heimatstadt ihn ins bestehende Schulsystem "einpassen" oder psychiatrisieren lassen.

Der folgende Text ist ein Auszug aus einem Schreiben an den zuständigen Familienrichter am Amtsgericht Ansbach. In der familiengerichtlichen Verhandlung kann schlilmmstenfalls das Sorgerecht für Manuel seiner Mutter entzogen und auf das Jugenamt übertragen werden.

Manuel ist ein Junge mit Asperger Autismus. Dieses wurde bereits 2007 von Frau Dr. Mann, einer ausgewiesenen Spezialistin des Regensburger Kinderzentrums St. Martin, in einem ausführlichen Gutachten bestätigt.

Manuel lernt seit 5 Jahren in der familiären Schutzzone unter Anleitung seiner Mutter Corinna Fischer.

Sie ist staatlich anerkannte Heim- und Jugenderzieherin und hat eine spezielle Zusatzausbildung zur Familienberaterin für Asperger Autismus absolviert.

Manuel wird in wissenschaftlich abgesicherter Weise mittels der Vorgehensweise der Lovaas Therapie daheim angemessen therapiert. Die Lovaas Therapie bringt den Kindern bestimmte Fähigkeiten in kleinen Schritten bei und ermöglicht es ihnen somit, gegebene Informationen zu verstehen und entsprechend zu reagieren. Sie basiert auf einem Entwicklungscurriculum, das den Stärken und Problemen autistischer Kinder angepasst wurde. Aufgrund der ständig erhobenen Daten kann der Lehrplan den Stärken und Schwächen des Kindes individuell angepasst werden. Um den Abstand zu den Altersgenossen möglichst gering zu halten, ist es das Ziel, dem Kind in möglichst kurzer Zeit die fehlenden Fähigkeiten beizubringen.

In Österreich wurde dies weiter entwickelt. Die Eltern werden gecoacht und nach wenigen Therapiestunden wenden die Eltern das Gelernte zu hause an. Dadurch sind die 30 - 40 h Therapie in Familie gewährleistet, die eine solche Therapie als Minimum vorsieht. Innerhalb von nur 1-2 Jahren sind größte Fortschritte erkennbar.

Manuel lernt neben dem akademischen Wissen, mit seinen Besonderheiten und den Anforderungen seiner Umwelt und seiner Mitmenschen umzugehen und diese Fähigkeiten gelingend zu verbinden.

Dies ist für ihn eine wichtige Entwicklungsaufgabe, zu der er die Möglichkeit des Ausruhens und Für-sich-Sein-Könnens nach den besonderen Notwendigkeiten des Asperger Autisten braucht, um Stress durch kurzzeitige "Auszeit" zu regulieren und das Gelernte zu verarbeiten, ohne in eine Überbeanspruchung zu geraten, die sich auf ihn und seine Zukunft äußerst schädlich auswirken würde.

Durch die Zuwendung seiner Familie und vieler Menschen in seinem Umfeld, die ihm sehr zugetan sind, hat Manuel als Asperger Autist die Möglichkeit, Wissen über andere Menschen und ein gelingendes Miteinander angstfrei zu sammeln, was es ihm ermöglicht, gelingend zu kommunizieren.

Auch wenn alle diese wichtigen Kenntnisse für ihn als einem Menschen mit Asperger Autismus zum überwiegenden Teil über den Intellekt und nicht über das Gefühl zu erlangen waren, ist es nur möglich, wenn der Asperger Autist weitestgehend angst- und stressfrei, mit Wohlgefühl und Vertrauen in die Bezugsperson lernen kann.

Aufgrund bester Voraussetzungen, die Manuel in seinem Umfeld zur Verfügung hat, konnte er sich in den letzten schulfreien Jahren relativ störungsfrei entwickeln und in Folge dessen schon den Entwicklungsschritt zum selbst kenntnisreichen Asperger Autisten meistern, der seine Handicaps kennt und mit ihnen für sein Lebensalter im Vergleich zu anderen Asperger Autisten schon sehr erfolgreich gelingend umgehen kann.

Asperger Autismus ist keine Krankheit, die heilbar ist, sondern eine Disposition, mit der sich der Heranwachsende im besten Falle immer kenntnisreicher arrangieren kann, um später ein weitestgehend selbständiges Leben meistern zu können.

Auch in der jetzigen Entwicklungsphase bedarf Manuel seines gewohnten, schützenden Umfeldes, um diese höchst sensible Anforderung gelingend zu meistern. Nur dann hat Manuel die Chance, als ein gesunder besonderer Mensch mit uns zusammen zu leben. Das wünsche ich mir für ihn, für seine Familie und für uns, die Unterzeichnenden.


Zu seinem 14. Geburtstag geht von hier der Wunsch in die Welt hinaus, dass das behördliche und juristische Tauziehen um Manuel endlich ein Ende nimmt, denn es ist beschämend, dass ein Junge, der sich mit handfesten Problemen auseinandersetzen muss, auch noch vollkommen unnötige Probleme gemacht bekommt. Manuel soll in Ruhe in seiner Familie leben und lernen dürfen, nach seinen Bedürfnissen, und sich dabei sicher fühlen können, ohne die Ängste ausstehen zu müssen, dass eines Tages plötzlich Polizei und Behördenvertreter kommen und ihn aus dem Elternhaus verschleppen könnten.